Geologie und Pflanzenwelt

Die Geologie des Lauterbrunnentales ist, wie so oft im Alpengebiet, komplex. Im hinteren Tal treffen Kalk- und Silikatgesteine aufeinander. Das Kristallin erstreckt sich von Stechelberg der linken Talflanke entlang nach SE. In der hier anzutreffenden Formation findet man oft Marmor und Glimmerschiefer. Im Gebiet Breitlauenen gibt es kleinere Erzvorkommen (Blei-Zink mit Baryt). Tatsächlich wurde dort in alter Zeit Bergbau betrieben. An den Talhängen erstrecken sich Schuttfelder und Moränen der Gletscher. An das Kristallin schliesst vom Sefinental bis zur Tschingelspitze ein mächtiger, beinahe homogener Kalkkomplex an.

Die geologische Vielfalt im hinteren Lauterbrunnental prägt auch die Zusammensetzung der Flora. So gibt es zum Beispiel Pflanzenarten, die speziell kalkreichen Untergrund bevorzugen, andere wiederum, die den Kalk meiden.

Als typisches Beispiel für ein "Kalkzeiger" sei hier die häufige Silberwurz (Dryas octobetala), ein Rosengewächs, erwähnt. Dies ist ein niederliegender, immergrüner Spalierstrauch mit rassigem Wuchs. Die Blätter sind regelmässig gekerbt, oft etwas umgerollt und unterseits weiss filzig behaart. Die grosse weisse meist achtblättrige Blüte, bildet nach dem verblühen zahlreiche Nüsschen, wobei die fedrigen Griffel zu Schwänzen auswachsen. Die Silberwurz ist eine der wenigen Pflanzenarten, die sowohl bei uns in den Alpen als auch im arktischen Bereich vorkommen. Ihr kam als Pionierpflanze des Kalkschuttes eine wichtige Rolle bei der Besiedlung der nach dem Rückzug der eiszeitlichen Gletscher freigewordenen Gebiete zu. Diese in jeder Jahreszeit leicht erkennbare Pflanze soll bis zu 100 Jahre alt werden. Sie gehört zu den in der Schweiz geschützten Pflanzenarten.